Die Erforschung des Mondes
Aus der Kategorie Raumfahrt | Geschrieben von: Andy Langzettel, 2021
Von der Fantasie einer fremden Welt, bis hin zu den ersten Mondmissionen.
Vor der Erfindung des Fernrohres (um 1608) hatten die Menschen keine optischen Hilfsmittel und konnten somit nur mit bloßem Auge den Mond mit seinen helleren und dunkleren Gebieten, seinen Lauf am Himmel, die Mondphasen und gelegentliche Mondfinsternisse beobachten. Man konnte nur Vermutungen anstellen, wie es wohl auf dem Mond aussehen mag und woraus der Mond bestehen könnte. Dabei ließen viele ihrer Fantasie freien Lauf und so entstanden die verrücktesten Geschichten.
Mit dem ersten Fernrohr und der einhergehenden optischen Vergrößerung, konnte man endlich Mondformationen wie Krater, Gebirge und Meere erkennen. Bereits im Jahr 1610 begann Galileo Galilei mit der skizzenhaften Kartierung des Mondes. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden von Francesco Maria Grimaldi, Giovanni Riccioli, Geminiano Montanari und Giovanni Domenico Cassini weitere, noch detaillierte Mondkarten gezeichnet und publiziert.
Doch auch mit den besten optischen Geräten dieser Zeit, und immer besserwerdenden visuellen und fotografischen Kartierungen des Mondes, blieben noch viele Fragen unbeantwortet. Das Interesse an einer neuartigen und fremden Welt, nahm bei der Menschheit immer mehr zu und regte ihre Fantasie an.
Der französische Schriftsteller Jules Gabriel Verne verfasste zwei Mond-Romane.
Der französische Schriftsteller Jules Gabriel Verne war offensichtlich so von Mond angetan, dass er ihm im Jahr 1865 und 1869 gleich zwei Romane windete. Der erste Roman „Von der Erde zum Mond“ erzählt von einer gewaltigen Kanone, die drei Menschen und zwei Hunde zum Mond schießen sollte. Der zweite Roman „Reise um den Mond“ ist eine Fortsetzung des ersten Buches und erzählt, wie sich das mit der Kanone abgeschossene Projektil, dem Mond mit Überschallgeschwindigkeit näherte, diesen jedoch verfehlte und nach einer Umrundung der Mondpole Kurs auf die Erde nahm, um später im Pazifischen Ozean zu landen.
Von diesen Romanen ganz angetan, entwickelte der russische Erfinder Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski (um 1885) die ersten technischen Pläne zur Realisierung von Weltraumflügen mittels Raketen. Seither gilt er als Begründer der Kosmonautik. Von dieser Grundlagenarbeit bis hin zur ersten unbemannten Rakete und schließlich zur ersten Mondmission hat es nicht mehr allzu lange gedauert.
Die erste Raumsonde, die den Mond in einer Entfernung von 6.000 km bei 2,5 km/s passierte, war „Luna 1“. Sie wurde von der damaligen Sowjetunion am 2. Januar 1959 gestartet und lieferte erste Messwerte des Van-Allen-Strahlungsgürtels der Erde.
Der Nachfolger „Luna 2“, ebenfalls von der Sowjetunion am 12. September 1959 gestartet, hatte wie geplant den Mond erreicht und ist auf der Mondoberfläche eingeschlagen. Hierbei registrierte die Sonde, dass der Mond kein Magnetfeld wie die Erde besaß.
Am 4. Oktober 1959 startete die sowjetische Mondsonde „Luna 3“ abermals in Richtung Mond. In einer Entfernung von 6.200 km über der Oberfläche des Mondes machte sie insgesamt 29 fotografische Annahmen, mitunter auch erste Aufnahmen der Mondrückseite, welche von der Erde aus nicht beobachtet werden kann.
Auch den USA gelang es nach zahlreichen fehlversuchen ihre erste Sonde „Ranger 4“ die am 23. April 1962 gestartet wurde, auf dem Mond einschlagen zu lassen. Da allerdings der Funkkontakt bereits kurz nach dem Start abgebrochen war, konnte diese Sonde keine neuen Erkenntnisse liefern.
Erst mit dem Start der US-Amerikanischen Mondsonden „Ranger 7“ am 28. Juli 1964 und „Ranger 8“ am 17. Februar 1965 gelang es insgesamt 11.600 Nahaufnahmen der Mondoberfläche zu machen, bevor die Sonden wie geplant auf dem Mond zerschellten. „Ranger 9“ gestartet am 21. März 1965 übertrug sogar die ersten Live-Bilder vom Mond im US-Fernsehen.
Am 31. Januar 1966 wurde eine weitere sowjetische Mondsonde „Luna 9“ gestartet. Ihr Ziel, welches sie auch erreichte, war eine weiche Landung auf dem Mond, Messungen der Strahlung auf der Mondoberfläche und Panorama-Aufnahmen an der Landestelle.
Als Nachfolder der „Ranger“ Missionen startete am 30. Mai 1966 die US-Sonde „Surveyor 1“ zum Mond. Sie lieferte nach einer weichen Landung neben weiteren Fotos auch neue Erkenntnisse über das Reflektionsvermögen, die Stärke und die Temperatur der Mondoberfläche.
Der von der USA am 10. August 1966 gestartete „Lunar Orbiter 1“, erreichte nach vier Tagen Flugzeit den Mond und schwenkte in einen Mondorbit, um in diesem zu verweilen. Dieses Manöver sollte sich später als sehr nützlich erweisen: denn so konnten kleinere Teil-Sonden auf dem Mond landen und wieder starten, um wieder zur Erde zurückkehren zu können.
Die US-Amerikanische Mondsonde „Surveyor 3“, die am 17. April 1967 startete, sollte die Beschaffenheit der Mondoberfläche genauer inspizieren und schaufelte einen kleinen Graben von ca. 18 cm tiefe. Die Sonde „Surveyor 5“ welche am 8. September 1967 startete, analysierte erstmals den Mondboden und stellte eine verblüffende Ähnlichkeit zur Erde fest.
Nach zehn Umrundungen des Mondes kehrten sie zurück zur Erde und landeten im pazifischen Ozean, genau wie es einst Jules Verne in seinem Roman beschrieb.
Die erste bemannte Mondmission war „Apollo 8“ welche am 21. Dezember 1968 vom Kennedy Space Center in Florida startete. Die drei US-Amerikanischen Astronauten „Frank Borman“, „James A. Lovell“ und „William Anders“ erreichten bereits drei Tage nach dem Start, an Heiligabend den Mond. Sie waren die ersten Menschen die den Mond aus nächster Nähe (aus ca. 112 km Entfernung) sehen konnten. Über Funk beschrieben sie von Mond als grau, farblos, wie Gips. Auch die Einschlagskrater konnten sie aus dieser Entfernung gut begutachten.
Alle weiteren bemannten Mondmissionen haben wir für Sie in einem separaten Beitrag aufgearbeitet. Schauen Sie doch einmal vorbei und lassen sie sich von dem Ehrgeiz der Menschheit neue Welten zu entdecken, begeistern: Die ersten Menschen auf dem Mond
Am 12. September 1970 startete eine weitere Mondsonde „Luna 16“ aus der Sowjetunion. Die unbemannte Sonde brachte erstmals Proben von der Mondoberfläche zurück zur Erde.
Das erste Fahrzeug auf dem Mond ein sogenannter Mondrover „Luna 17 - Lunochod 1“ wurde von der Sowjetunion aus am 10. November 1970 gestartet , legte über 10 km auf der Mondoberfläche zurück und sammelte an verschiedenen Orten Bodenproben ein.
Mit „Luna 19“ vom 28. September 1971 und „Luna 20“ vom 14. Februar 1972 starteten ein weiterer Orbiter und eine Mondsonde, die 150 Gramm Mondgestein sammelte und zurück zur Erde brachte.
Der zweite Sowjet-Mondrover „Luna 21 - Lunochod 2“ begab sich am 8. Januar 1973 auf die Reise zum Mond und übertraf die vom ersten Modrover zurückgelegte Strecke um weitere 16 km und kam auf insgesamt 37 km.
Die in den 1970er Jahren vorerst letzten erfolgreichen Mondmissionen endeten mit „Luna 22“ ein Mondorbiter, der am 29. Mai 1974 gestartet wurde und 15 Monate lang Daten aus dem Mondorbit an die Erde übertrug und „Luna 24“ eine stationäre Mondsonde die 170 Gramm Mondgestein zurück zur Erde brachte.
In den 1990er Jahren, genauer gesagt am 24. Januar 1990 startete Japan seine erste Mondmission namens „Hiten“. Sie bestand aus einem Orbiter und einer Sonde. Der Orbiter flog mehrmals von der Erde zum Mond und wieder zurück. Bei seiner ersten Annäherung an den Mond, setzte er die Mondsonde „Hagoromo“ aus, die allerdings die Verbindung zum Orbiter verlor. Zwei Jahre später schwenkte der Orbiter in eine Umlaufbahn um den Mond ein und verbrachte dort ca. ein Jahr bevor er auf den Mond einschlug.
Am 25. Januar 1994 startet die USA mit „Clementine“ erneut eine Mondmission, die neue Kameras und Solarzellen testen sollte. Die Sonde schwenkte in eine Umlaufbahn um den Mond ein, auf der sie mehrmals den Nord- und Südpol des Mondes überflog und dort erste Hinweis auf Wasser-Eis fand.
Nachdem die Möglichkeit bestand auf dem Mond Wasser-Eis zu finden, startete am 6. Januar 1998 die USA ihre Mondsonde „Lunar Prospector“ mit dem Ziel das vermutete Wasser-Eis nachzuweisen. Da das Wasser-Eis auf dem Mond nicht an der Oberfläche liegt und zum Teil mit dem Mondgestein vermischt ist, sollte die Sonde am Südpol des Mondes aufschlagen und dabei möglichst viel Wasser-Eis freisetzten. Bei ihrem Aufschlag wurde allerdings kein Wasser-Eis beobachtet und doch wurde es vorher bereits eindeutig durch das sich an Bord befindende Neutronenspektroskop nachgewiesen.
Nachdem die ehemalige Sowjetunion, die USA und Japan erfolgreich Mondsonden, Mondorbiter und Mondrover zum Mond gebracht haben, die zum Teil Gesteinsproben vom Mond sammelten und wieder zurück zur Erde gebracht haben, war nun auch Europa an der Reihe seine erste Mondmission zu starten. Am 28. September 2003 startete der Orbiter „SMART-1“ seine Reise zum Mond, testete dabei einen mit Solarenergie versorgten neuentwickelten Ionenantrieb, sowie neueste Navigations- und Kommunikationstechnik.
Auch die Volksrepublik China startet am 24. Oktober 2007 ihre erste Mondmission „Chang’e-1“. Sie erreichte die Mondumlaufbahn, machte Fotoaufnahmen und schlug letztendlich auf der Mondoberfläche ein.
Am 22. Oktober 2008 stieg auch Indien mit ihrem Orbiter „Chandrayaan-1“ in die Erforschung des Mondes mit ein. Der Orbiter hatte eine kleine Sonde zum Einschlag auf der Mondoberfläche an Board.
Am 8. September 2011 startete eine Sonde der USA zum Mond, um sein Schwerefeld zu vermessen, was ihr auch gelang.
Am 1. Dezember 2013 beförderte China mit „Chang’e-3“ seinen ersten Mondrover „Yutu“ auf den Mond, der dort allerdings nur ca. 114 Meter fuhr und dann versagte.
Mit „Chang’e 4“ landete China auf der Rückseite des Mondes und setzte dort einen weiteren Mondrover aus, der seitdem die Oberflächentemperatur, die chemische Zusammensetzung des Gesteins und radioastronomische Beobachtungen durchführt.
Auch Israel begannen am 22. Februar 2019 mit „Beresheet“ die erste Mondsonde zum Mond zu entsenden, sie schlugen allerdings mit einer harten Ladung auf den Mond fehl.
Der Mond scheint für viele Nationen und Organisationen ein lohnendes Forschungsziel zu sein. So kann man davon ausgehen, dass sich schon bald die nächste Mission auf dem Weg machen wird, um die Geheimnisse des Mondes weiter zu erforschen. Wir halten Sie selbstverständlich auf dem Laufenden und halten die Augen stets offen.